Bücher sind Zeitzeugen. Egal ob der Inhalt eines Buches für den Begriff seiner Zeit gut oder schlecht war, es vermittelt uns wenigstens ein Gefühl für seine Sprache. Kochbücher haben ihre eigene Entwicklung. Von anfänglich kurzen und knappen Handlungsanweisungen sind sie aufgebläht worden zu Bilderbüchern mit wenig sachdienlichem Inhalt. Den Leser interessiert nicht mehr der Inhalt auf der Suche nach einer Handlungsanweisung, er ergötzt sich an den Bildern. Die Aufgabe eines Kochbuches ist jedoch die Vermittlung von Wissen im Bereich der Küche und des Kochens. Nun sind Kochbücher keine Lehrbücher, dennoch sollte der Leser die Handlungsanweisung nachvollziehen können.
Rezeptsammlungen waren anfänglich nur schmückendes Beiwerk in Hausbüchern, Hochzeitsgeschenken für die Frauen und Mädchen herrschaftlicher Haushalte. Im Mittelalter war das Lesen und schreiben eine Tugend. Vorrangig lernten Mädchen diese Fähigkeit bis weit ins Bildungsbürgertum hinein. Männer waren die Ernährer und Beschützer der Familie, von Haus und Hof.
Lesen und schreiben lernen war lange Zeit nur dem Klerus und seinen Abkömmlingen vorbehalten, Adligen und Patriziern. Wer lesen und schreiben kann, kann jedoch nicht zwangsläufig auch mit Kochlöffeln und Töpfen umgehen. Der überwiegende Teil der mittelalterlichen Kochbücher wurden von Mönchen und Kirchschreibern aufgeschrieben, abgeschrieben, kopiert und kompiliert. Ein beeindruckendes Zeugnis dafür ist das 15. und 16. Jahrhundert.
Möchte man die historischen Kochbücher heute verwenden, muss man kochen können. Nur durch das Beherrschen des Handwerks kann es gelingen, diese sehr, sehr dürftigen Handlungsanweisungen zu entschlüsseln und nutzbar zu machen. Es versuchen sich etliche sehr ambitionierte Hobbyköche ständig daran. Das Problem vieler ist dabei jedoch, dass sie die alten Dialekte nicht verstehen und übertragen können. Daran sind schon Sprachwissenschaftler zerbrochen. Andererseits ist es traurig, dass sich diese vielen Hobbyköche nicht um Korrektheit bemühen. Man findet in Foren und Communitys, vorrangig in »Chefkoch«, so viele minderintelligente Fragen und Aussagen, dass man sich glatt in die Zeit des Mittelalters zurückversetzt fühlt.
Feststellung einer Frau, ca. 40 Jahre, zu einem Rezept mit Hirschziemer. ›Das würde ich aber nicht essen. Ich wusste gar nicht, dass man den Ziemer überhaupt essen kann.‹ Und das in Zeiten von Google und Co. Einfach peinlich. Nachfrage ergab, sie meinte es wirklich ernst. Das Schlimme daran ist, dass durch solche minderintelligenten Aussagen negative Urteile zur historischen Küche entstehen. Der Ziemer ist das edelste Teil eines Hirsches, nämlich der Rücken.
Versuchen wir uns also an den historischen Kochbüchern und bemühen uns, Rezepte daraus zu reproduzieren. Da die Handlungsanweisungen nur sehr unzureichend mit Informationen ausgestattet sind, muss das Handwerk Lücken füllen. Mit etwas Fantasie lassen sich viele Anweisungen entschlüsseln. Man muss sich in das Geschehen hineinversetzen können. Willst du einen Mörder fangen, denke wie ein Mörder. Um ein Gericht zu kreieren, muss man sich gedanklich in den Koch- und Backprozess einarbeiten.
Die Kochgilde von heute: Man kann die Speisen nicht nachkochen, da sind ja gar keine Mengen - und Zeitangaben. Das ist doch unwichtig. Der Koch bzw. die Hausfrau müssen selber wissen, welche Zutatenmengen sie benötigen. Für alles in Küche und Patisserie, gibt es Rüst- und Richtzeiten, Maß und Gewicht. Ich arbeite nicht mit Löffeln, Tassen und Gläsern. Ich arbeite mit Waage und Maß. HIER finden Sie eine Sammlung dieser Angaben von der Zeit des Mittelalters bis heute. Die historischen Maße um zu verstehen, wie viel unsere Ahnen an Nahrungsmitteln verkonsumierten und die heutigen Maße, um die Speisen kochen zu können.
Das Mittelalter währte von ca. 500 bis 1500, und wird in 3 Abschnitte gegliedert: frühes Mittelalter, Hochmittelalter, Spätmittelalter. Das Frühmittelalter folgte der Antike. Da wir kein Geschichts-WIKI schreiben, soll uns auch die gesamte Geschichte dieser Epoche nur soweit interessieren, wie sie für unser Verständnis notwendig ist.
Hinsichtlich der Kochkunst sind relevant: Antike und Spätmittelalter. Nur aus dieser Zeit sind uns Schriften überliefert.
Es ist nicht mein Bestreben, seitenweise transkribierte Buchseiten abzuschreiben und die Kochkunst neu zu erfinden. Für dieses Unterfangen müsste ich so alt wie Methusalem werden. Ich werde aus meinem Fundus die Anweisungen herausfischen, die interessant genug sind oder bis in die heutige Zeit bekannt sind. Das Ergebnis wäre dann in Kategorie:Rezepthistorien zu finden.
1445 | Rheinfränkisches Kochbuch |
1439-1443 | Zisterzienser Abtei Heilbronn |
1345-1350 | Buch von guter Speise |
1460 | Buch Hans Meister |
mitte 15. Jhd | Sammlung aus der Kartause Buxheim |
1450 | Dieteticon des Meister Eberhard |
1450 | Notizen aus der Küche der Ordensritter |
ca. 1480 | Kopie der Küchenmeisterei |
um 1450 | Buch aus dem Dorotheen Kloster Wien |