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Kochbuchautoren:Maria Sophia Schelhammer

Maria Sophia Schelhammer geb.Conring
getauft am 9. September 1647 in Helmstedt; † 1719 in Kiel
deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin

Maria Sophia Schelhammer Genealogie


Vater: Hermann Conring (* 9. November 1606 in Norden, Ostfriesland; † 12. Dezember 1681 in Helmstedt), Universalgelehrter (Polyhistor), Reichspublizist, Mediziner. Conring war Leibarzt an verschiedenen europäischen Herrscherhäusern. So von Juliane Louise von Ostfriesland und Königin Christina von Schweden. Dänischer Staatsrat, Leiter des Bremen-verdischen Archivs in Stade. Er gilt bis heute als Begründer der Wissenschaft der deutschen Rechtsgeschichte.
Großvater: war der lutherische Pastor Hermann Conring d. Ältere, der mit der Pfarrerstochter Galathea Copin verheiratet war. Pastor Hermann Conring hatte in Rostock und Wittenberg Theologie studiert. Conring hatte 10 Kinder, von denen nur 2 der Pest entrinnen konnten. Bruder Johannes studierte ebenfalls Theologie.

Die Familie Conring stammt wahrscheinlich aus Westfalen/ Billerbeck/Coesfeld. In den 1500ter Jahren kam ein Vorfahr als Glaubensflüchtling aus Drenthe (Holland) nach Emden in Ostfriesland.

Maria Sophia war die Tochter von Hermann Conring und seiner Frau Anna Maria Stucke (1616–1694), Ehe am 21. April 1636 in Helmstedt, und hatte noch 5 Geschwister.

  • Catharina Galatea (1639–1679) ⚭ Anton Pauli, ostfriesischer Regierungsrat und Amtsverwalter in Norden
  • Elisa Sophia (20.10.1642, † 11. April 1718)
    • ⚭ 1. mit dem Kanzler Johann Conrad Schröter zu Schlitz
    • ⚭ 2. Christian Ernst Baron von Reichenbach, holsteinischer Kanzler
  • Hermann Johann (1644–1695), Dr. jur., Hofgerichtsassessor in Wolfenbüttel, Kanonikus in Halberstadt, Erbe der Güter Groß Twülpstedt und Groß Sisbeck
  • Maria Sophia (1647) ⚭ Günther Christoph Schelhammer (13. 03.1649 - 11.02.1716),
    • Professor der Medizin in Helmstedt und Kiel, Leibarzt derer von Holstein-Gottorf
  • Johanne (Anna) Juliane (1655-1684) ⚭ Justus Bötticher (1632-1712), Dr. jur., braunschweigischer Geheimer Rat und Gesandter
  • Anna Maria ⚭ Johann Saubert (01.02.1638 † 29.04.1688), Professor der Theologie in Helmstedt und Altdorf

Maria Sophias Leben und Werk


Die Familie von Hermann Conring lebte vorwiegend in Helmstedt bei Nürnberg und Maria Sophia verzog dann mit ihrem Mann nach Kiel. Sie hatte, wie wahrscheinlich alle Kinder Hermann Conrings, eine gute Ausbildung bekommen. Die Mädchen der Familie waren sehr wissbegierig und folgen dem Vater darin, dass sie sich um eine umfassende Ausbildung bemühten. Maria Sophia war Pivatschülerin des Vetters von Magnus Daniel Omeis in Altdorf, dem 1697 die Leitung des von Harsdörffer gegründeten „Pegnesischen Blumenordens“, dem er bereits seit 1667 unter dem Namen „Norischer Damon“ angehörte. In Nürnberg bildete sie sich in Geographie, Poesie, Mythologie und Fremdsprachen. Sie versuchte sich auch in der Malerei. Omeis selber wird es zeitlich wohl kaum geschafft haben, Maria Sophia zu unterrichten, kümmerte sich jedoch um eine Vertretung. Allein schon dadurch, weil er mit Johann Saubert d. Älteren bekannt war.

1679 heiratete Maria Sophia den Helmstedter Medizin-Professor Günther Christoph Schelhammer, der ab 1689 in Jena und ab 1695 in Kiel lehrte. Prof. Schelhammer war Leibarzt des Herzog Friedrich IV von Gottorf. Das Leben der Familie war zeitweise sehr stark durch die geldgierige Politik des holsteinischen Ministers Georg Heinrich von Schlitz gen. von Görtz (1668–1719) belastet. Als Leiter der Finanzen machte er sich durch Erhebung und rücksichtslose Eintreibung immer neuer Steuern unbeliebt. Von Schlitz war ein Verschwender, dem jedes Mittel der Geldbeschaffung recht war. So kürzte er die Gehälter der Professoren und auch der Leibarzt seiner Herrschaft, Prof. Dr. Schelhammer, ging leer aus. Zwischen von Schlitz und Schelhammer kam es zum Zerwürfnis, was für die Familie bedeutete, dass sie fast verarmte.

Schelhammer konnte sich nur durch die finanzielle Hilfe seiner Schwägerin, guter Freunde und der Schreiberei über Wasser halten.

Das Paar hatte die Tochter Henrica Maria (* 1684; † 28. Mai 1720), die in Rostock lebte. Sie war mit Prof. Christoph Martin Burchard verheiratet, einem Urenkel von Prof. Caspar March.

Schelhammers Kochbücher


Ihre Zeitgenossen schrieben über Maria Sophia Schelhammer, dass sie sich nach ihrer Verheiratung zu einer guten Hauswirtin entwickelte, die sich die theoretischen und praktischen Aspekte der gehobenen Kochkunst aneignete. Das tat sie nicht. Um 1665 erschienen 3 Bücher von Niccolas de Bonnefons die sich genau den Themen widmeten, die Schelhammer in ihren Büchern verwendete. Wie bekannt sprach Maria Sophia perfekt französisch und übersetzte auch französische Literatur. Auf die Greflinger Übersetzungen wäre Schelhammer nicht angewiesen gewesen, hat sie aber reichlich übernommen. Vermutlich hat Schelhammer nur die Rezepte übernommen, die sie auch verstanden hat. Wie man Rosinensirup macht, das hat sie nicht verstanden, da Greflinger sich verschwommen ausdrückt, also hat sie das nicht weiter beachtet.

Was sie hingegen kannte oder auch praktisch nachkochte, da hat sie Greflinger textlich verändert und vereinfacht bzw. stilistisch angepasst.

Die zwei Publikationen Schelhammers von 1697 und 1699 gehören angeblich „zu den ersten deutschen Sachbüchern, die nicht einen gelehrten Fachmann, sondern eine Hausfrau zum Verfasser haben.“[9], was ja so nicht stimmt, denn Maria Sophia hat kompiliert und auch abgeschrieben. Die Bücher sollen zu den ersten deutschsprachigen Kochbüchern gehören, die sich klar an ein bürgerliches Publikum richteten. Hier muss man sehr stark werten, denn auch Schelhammer gehörte nicht zum unteren Stand. Auch hier muss man bürgerlich definieren. Schelhammer betont, nicht für die einfache Bevölkerung, die Bauernküche und die untere Bürgerschaft schreiben zu wollen. Sie sah ihre Zielgruppe im „Mittel-Stand“ und „mittelmäßigen Haushaltungen“, also dem „gehobenen Bürgertum“[10] Das Kochbuch und Confectbuch (Apothekerbuch) von Schelhammer basiert auf der höfischen Küche von Bonnefons, dem ersten Kammerdiener Ludwig XIV., und gehört zu den ersten Büchern, die die französierte Küche in Deutschland propagierte.

  • 1.) „Der Frantzösische Baum- und Stauden- Gärtner / Welcher unterweiset: Wie die Bäume und Stauden auffzubringen und zu warten seyn“. Thomas Henrich Haunstein, Hannover, 1677. 84 S.;
  • 2.) „Der frantzösische Küchen- Gärtner / Welcher unterweiset: Wie die Küchen-Kräuter und andre rare Gewächse auffzubringen und zu bewahhren seyn“. 84 S.; 1654
  • 3.) „Der Frantzösische Confitirer, Welcher handelt: Von der Manier / die Früchte in ihrer natürlichen Art zu erhalten.“ 1651. 94 S.;
  • 4.) „Der Frantzösische Becker“ sowie
  • 5.) „Der Frantzösische Koch“. 192 S.

Auch La Varenne, der Großmeister der Kochkunst dürfte Schelhammer bekannt gewesen sein, Buch 1651.

Um 1680 begannen sich in der deutschen Küche die ersten Neuerungen in der Kochkunst zu etablieren. Es breitete sich der Geist der neuen französischen Küche aus. Es wurde weniger gewürzt und der Eigengeschmack der Lebensmittel stärker betont. Das Bürgertum in Norddeutschland orientierte sich allerdings stärker an der englischen Kochweise. Der Einfluss der französischen Kochweise war im Süden stärker. Der Norden behielt seine Essgewohnheiten länger bei. Das Schelhammer Kochbuch propagiert vorrangig aber die französische Kochweise, was nicht typisch für Norddeutschland war. Schelhammer heiratete 1679 und zog vom Süden in den Norden des Landes.

Schelhammer kann man als Multiplikator der Bücher Bonnefons und der Greflinger Übersetzungen betrachten. Hätte Schelhammer die Kocherfahrung gehabt, die man ihr zuschrieb, hätte sie den Greflinger nicht seitenweise abschreiben müssen.

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