Deutsche historische Genusswelt

Culinary History der deutschen Küche

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Anna Wecker:von Gerste:Gerstenmus


Ein Gerstenmus oder Brei für die Kranken

Nimm schöne Rollgerste, auch als Graupen bezeichnet, stoße sie zu Mehl in einem Mörser, schüttele sie danach durch ein Haarsieb. NB: Für den Mörser sind Graupen zu hart, man muss sie in einem starken Mixer zu Mehl vermahlen.

Mache zuerst eine gute Mandelmilch von gekochtem Wasser, Ziegen- oder Kuhmilch. Merke, so wie oben steht, dass in keiner Krankheit Milch nützlich ist. Denn bei den Lung-und Schwindsüchtigen und bei fiebrigen Nierenschmerzen, bei allerlei Ruhren, sonderlich in der scharfen weißen Ruhr (Lienterie, Durchfall mit Abgang unverdauter Speiseteile, die glatt durchgehen.), da die Därme heftig schwären, da Blut und Eiter abgeht, da soll allzeit Geiß-und Schafsmilch vorgehen, wenn man es haben kann.

Wenn nun die Mandelmilch zugerichtet ist, so gebe es auf das Feuer, behalte dir so viel der kalten Flüssigkeit übrig, dass du das Mehl damit quellen kannnst. Ist die Mandelmilch sehr stark, so nimm nur gekochtes Wasser und das Dicke, woraus die Mandelmilch hergestellt ist. Nimm vom Gerstenmehl so viel du willst, dass sie, wenn es gekocht ist, wie ein feiner Kindsbrei ist (wie Grießbrei u.a.). Hast du die Mandelmilch aus Wasser gemacht, so mach ein wenig Butterschmalz heiß oder frische Butter mit Rosenwasser. Darein rühre die Milch bis sie kocht, sodass sie nicht zusammenläuft. Wenn sie anhebt als wolle sie kochen, nimm das gequollene Gerstenmehl und gieße es mit sanftem Rühren darein. Rühre bis es kocht. Lass es ca. 5 Minuten lang kochen. Alles was von Mandelmilch aus Wasser gemacht ist, darf nicht lange kochen, da es sonst zusammenläuft. Wenn es nun gekocht hat, gib, wenn du willst, Rosenwasser darein. Mus nur von Wasser gemacht ist unlieblich, wenn nichts darin ist.

Anna sagt: Bisweilen verbieten etliche Ärzte den Zucker. Gib davon darein oder nimm Rosinen, säubere sie und wasche sie. Überbrühe sie mit Wasser, dass sie weich werden, stoße und reibe sie mit der Mandelmilch oder Rosenwasser durch. Gib die Rosinen darein. Ob es braunfarbig wird, liegt nicht daran. Das ist trefflich gut bei allen fiebrigen Krankheiten. Es sei Fieber, Pestilenz und Brustsuchten, Verstopfung des Leibes. Es öffnet, heilt die Geschwüre in Därmen, dient bei heftigem Grimmen gut, und den jungen Kindern, die Darmgicht haben. (Darmgicht bedeutet Kotbrechen. Es ist ein gefährliches simptom bei Einklemmung eines Eingeueidebruchs, einer Darmverengung, Darmverschlingung oder einer Entzündung oder Lähmung des Darms) Der Rollgerstenbrei reinigt. Salze ihn nur wenig.

Anmerkung: Gerste ist sehr ballaststoffreich. Vor allem die sogenannten Beta-Glucane, ein löslicher Ballaststoff mit cholesterinregulierender und blutdrucksenkender Wirkung. Eine tägliche Aufnahme von 3 g Beta-Glucan aus Gerste reduziert den LDL-Spiegel und kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. Gerstenmehl hat allerdings einen Kohlehydratanteil von 73 % und ist für Diabetiker daher nicht zu empfehlen.

Verhältnis der Grundzutaten:

  • 1 Tasse Gerstenmehl
  • 4 Tassen Wasser, oder mehr oder weniger
  • Milch nach Bedarf

Gerstenbrei aus Milch braucht länger, daher sollte der Brei erst mit Wasser angekocht werden und dann Milch zugegeben.

Man kann das Gerstenmus wie einen Kindsbrei kochen, man kann es aber auch schlotzig wie ein Risotto oder Milchreis machen.


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rezeptbuch/anna_wecker/rezeptbuch/von_gerste/gerstenmus.txt · Zuletzt geändert: 2024/03/25 15:20 von 127.0.0.1