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Deutsche historische Genusswelt

Culinary History der deutschen Küche

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Eier Benedick


Eggs à la Benedick Ein simpler Toast der Gier

Die Storys um die Eier Benedict sind, wie bei vielen historischen Gerichten, ein wahres Vergnügen. Grundsätzlich gibt es immer irgendeinen Vetter, Cousin oder eine Mutter, die das Gericht schon vor Urzeiten hergestellt hat. Selbstverständlich waren es dann immer die Abkömmlinge dieses kreativen Hobbykochs, der die Zubereitung dem großen „Erfinder“ gepetzt hat. Es ist ja nicht unwahrscheinlich. Wer sich allerdings die Mühe macht, die vielen Jahreszahlen zu vergleichen die sich da überschneiden weiß, worüber ich immer herzhaft schmunzeln kann.

Für die Eier Benedict werden uns diverse „Erfinder“ mit ihren Storys angeboten, deren Wahrheitsgehalt rundweg anzuzweifeln ist. Eier Benedict waren keine Neuschöpfung, sondern die individuelle Umsetzung eines bekannten Gerichts.
Dass die Eierlegende Benedict bereits im Jahr 1860 in Delmonico’s Restaurant in New York begonnen haben soll, kann durchaus möglich sein. Wenn sich die Märchenerzähler der Benedict Familien auf die Jahre 1893/ 1894 berufen, dann haben sie einfach nur gut gelesen. Eier auf Schinken und Toast zu legen, war Ende des 19. Jahrhunderts ganz sicher keine kulinarische Genialität mehr. Diese Banalität der Kochkunst hat wohl nur so lange überleben können, weil es ein Playboy verstand, die richtige Bühne zu schaffen.

1892 veröffentlichte Alessandro Filippini, Küchenchef im „Delmonico“ bis 1862, ein Kochbuch mit 300 Rezepten, wovon 100 nur Eiergerichte waren. Leider geht daraus nicht hervor, ob es sich dabei nur um Delmonico Rezepte handelt. Es befinden sich 3 Rezepte darunter, die dem Eiertoast mit Sauce Hollandaise sehr ähnlich sind, sie wurden mit einer Sauce Espagnole überzogen. Mal waren es pochierte Eier, mal Spiegeleier. Filippinis Delmonico Kochbuch erschien schon 1889.

Charles Ranhofer, Chef im Delmonico ab 1862, veröffentlichte 1894 seine Rezepte aus dem Delmonico, darunter auch ein Gericht „Egg Benedick“. Ich denke, dass es sich nicht um einen Schreibfehler handelt. Als Benedick wurde auch ein frisch verheirateter langjähriger Junggeselle bezeichnet.

Chef Charles Ranhofer


Ranhofer hat ein Rezept namens Eggs à la Benedick in seinem Kochbuch „The Epicurean“ im Jahre 1894 veröffentlicht:

Eier à la Benedick -

Schneide einige english Muffins quer in Hälften, röste sie, ohne dass sie braun werden, dann lege runde Scheiben Kochschinken, ein Achtel Zoll dick und vom gleichen Durchmesser wie die Muffins, auf jeweils eine Hälfte. Wärme sie in einem gemäßigten Ofen und lege ein Spiegelei auf jeden Toast. Überziehe das Ganze mit Sauce Hollandaise. Alle Rezepte dieses Buches stammen aus dem Delmonico, ein großer Teil sind Ranhofers Eigenkreationen. Man kann es insofern als erwiesen ansehen, dass das Gericht aus dem Delmonico Restaurant stammt.

Restaurantkritiker, Kochbuchautor und Journailleist Craig Claiborne schrieb im September 1967 eine Kolumne für das New York Times Magazine über einen Brief von einem Edward P. Montgomery, einem US-Amerikaner mit Wohnsitz in Frankreich, den er erhalten hatte. In diesem plapperte Montgomery, dass Eier Benedict von einem Commodore Elias Cornelius Benedict, Bankier und Segler, man glaubt es nicht, „erfunden“ wurden, der 1920 im Alter von 86 Jahren verstorben war. Man findet diesen Mann auch wirklich in Wikipedia.
Montgomery will von dem besagten Elias Cornelius Lockwood Benedict (24. Januar 1834 - 22. November 1920) das Rezept für Eier Benedict bekommen haben, das besagt, dass das Rezept von Benedicts Mutter, einer Mary Betts Lockwood, Tochter von Kapitän Stephen Lockwood aus Norwalk, Connecticut stamme, die es wiederum von ihrem Bruder erhalten habe, sie hatte 3, der ein Freund des Commodore Elias Cornelius Benedict gewesen sein will.

Der nächste Anwärter auf den Ehrenpreis ist ein LeGrand Lockwood Benedict, der mit seiner Frau Sarah Collier Blaine Samstags stets im Delmonico den Lunch genommen haben will. Er wurde in New York City am 24. August 1855 geboren. Angeblich war Mrs. Sarah Benedict das Angebot zu langweilig geworden und sie beschwerte sich beim Maître des Hauses. Dieser fragte sie, was sie denn haben wolle und sie wollte pochierte Eier. Ranhofer zottelte aus dem Schatzkästchen der Eierspeisen eine Vorlage und überzog das Ei nicht mit Espagnole, wie von Filippini erdacht, sondern mit Hollandaise, die auch wirklich besser passt. Das Paar lebte in Cedarhurst auf Long Island.

Lemuel Colman Benedikt, ein Wall-Street-Broker, will die Zutaten des Gerichts im Jahr 1894 im Waldorf Hotel bestellt haben, in der Hoffnung, die Folgen einer durchzechten Nacht zu beruhigen. Er befahl, ihm einige Buttertoast, Schinken, zwei pochierte Eier und eine Sauciere mit Sauce Hollandaise zu bringen.

Maître Oscar Tschirky, der legendäre „Oscar der Waldorf“, soll so beeindruckt gewesen sein, dass er das Gericht sofort auf seine Frühstück und Mittags-Karte gesetzt hätte und sie „Eier Benedict“ nannte. Chef Oscars traditionelle Waldorf Art der Zubereitung wäre dann - Schinken ersetzt durch kanadischen Bacon und geröstete englischen Muffins für geröstetes Brot. Oscar Tschirky hat mit dieser ganzen Eiergeschichte gar nichts zu tun. Die Legende Oscar Tschirky begann seinen Weg 1887 im Delmonico. Das Gericht an sich, dürfte ihn 1893 daher nicht mehr aus den Schuhen gehoben haben. Es wird zwar oft behauptet, er sei Küchenchef im Waldorf gewesen, davon wird es jedoch nicht wahr. Er war Maître, einer der besten, die das Waldorf je hatte. Laut Aussagen des Managements, war Tschirky einmalig in ihrer gesamten Geschichte. Alle Rezepte seines Kochbuchs stammten ausschließlich aus den Menükarten des Waldorfs, die der Maître für die Nachwelt gesammelt hat.
Oscar Tschirky hat die Story des Lemuel Benedict nie bestätigt. Sein Buch erschien 1896 und enthielt nichts, was auch nur den Anflug dieses Gerichts darstellt. Klar gesprochen, er distanzierte sich. Wäre die Story des Lemuel wahr, hätte Tschirky das Gericht in sein Kochbuch aufgenommen.

Diese Version erschien am 19. Dezember 1942 in einer Ausgabe des New Yorker Magazin und basierte auf einem älteren Interview mit Lemuel, der ein Jahr vorher verstorben war.

Ein Jack Benedict, Immobilien-Verkäufer aus Colorado, angeblich ein Abkömmling der Lemuel Colman Linie, las von dieser Geschichte in der Zeitung zu einer Zeit, als er sein Restaurant in Winter Park, Colorado plante. Er beschloss, dass den Benedict Gerechtigkeit widerfahren müsse und begann für die Rechte der Lemuel Story zu kämpfen, die seiner Meinung nach nicht so in den Medien herausgestellt wurde wie die der Lookwood Linie.

Der Ziehsohn des Lemuel, Neffe Colman Benedict, wie auch dessen Frau Aethyl, haben den Restaurantbesitzer und selbsternannten Egg Benedict Historiker Jack als sehr zweifelhaft angesehen. Sie betrachteten ihn als Betrüger, der von der angeblichen Eier Saga nur profitieren wollte.
Die Colman Benedict Familie selber, distanzierte sich ebenfalls öffentlich von der Story des Waschbärmantelträgers Lemuel und legte keinerlei Wert darauf, mit den ganzen Ereignissen in Verbindung gebracht zu werden.

Ist man da nicht platt? So viel Stuss um Eier auf Toast! Sehen Sie überhaupt durch bei den vielen Namen? Nein? Ich auch nicht. Achten Sie einfach nur auf Lookwood und Colman, dann passt es. Keiner dieser Gourmets hat jedoch anscheinend mitbekommen, dass Ranhofer Benedick schrieb und nicht Benedict.

portale/der_goldene_goeffel/kulinarische_geschichten/oscar_vom_waldorf_und_eier_fuer_benedict.txt · Zuletzt geändert: 2024/03/25 15:20 von 127.0.0.1