Deutsche historische Genusswelt

Culinary History der deutschen Küche

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Ein Fluss namens Soljanka


Seit 1989, als sich die Geschichte wendete, zieht man über die Suppe der deutsch-sowjetischen Freundschaft her. Im Westen Deutschlands war sie verpönt und als typische ostdeutsche Suppe verlacht. Was keiner dieser Spötter offensichtlich bis heute realisiert hat, Soljanka ist ein Dorf und ein Fluss in Sibirien. Dieses Dorf Soljanka hat derzeit rund 5.300 Einwohner.

Auch Wikipedia ist Soljanka einige Einträge wert. Ob ich das alles so unterschreiben würde?? Ich denke nicht. Richtig ist, das Sol-janka von Sole abgeleitet ist. Hier wusste Alexander von Humboldt genaueres zu berichten.

1893 erklärt das Meisterwerk der Speisen und Getränke von Blüher die russische Fischsuppe so:
Herstellung der Soljanka : Wir schlachten einen Zander und einige kleine Flußfische und putzen sie gut zu. Vom Zander lösen wir die Filets aus. Die anderen Fische schneiden wir in kleinere Stücke. Von den Köpfen und sonstigen Abfällen kochen wir möglichst klare Bouillon. Alsdann rösten wir eine feingeschnittene Zwiebel in Öl gelb, schwitzen einen Löffel Mehl dazu und füllen mit der Fischbrühe auf. In dieser Suppe geben wir etwas Paradiesapfelmus, eine Priese gestoßenen Pfeffer, ein Lorbeerblatt, mehrere Neugewürz-Körner, sowie die Fischstückchen und letztes weich kochen lassen. Zuletzt fügt man abgedrehte Oliven, Kapern, in Scheiben geschnittene gebeizte (marinierte) Steinpilze, ebenso kleine Pfeffer-Gurken (cornichons) und schwarze Oliven hinzu und lässt die Suppe nochmals überkochen. Auch lieben manche, Kartoffeln in der Suppe weich zu kochen; Überhaupt pflegt man die Einlage recht reichlich darein zu geben.
Eine andere, vielleicht feinere Art der Soljanka bereitete man ebenso vor, dazu ausschließlich sowohl Störgeräusche, und zwar das bessere und geringere Fleisch, als auch den das Rückgrat des Fleisches bildenden Knorpel. Wenn man nicht Fasten-Soljanka machen will, nimmt man Fleisch statt des Fisches und fügt sauere Sahne und grünes Gemüse hinzu.

Johan Peter Falk weiß 1785 das zu berichten: … Aus einigen Seen kommen Bäche, die beim Ausfluß die Namen der Seen führen, gegen die Wolga aber, wo sie sich vereinigen, wegen des Salztransportes Soljanka, genennet werden. …

Es darf also die Vermutung aufgestellt werden, dass der Name der Fischsuppe im Zusammenhang steht mit Fluss und Dorf. Wie kam aber diese Fischsuppe in die deutschen Küchen? Denkbar im Zuge der Russlandverehrung Preußens. 1817 hatte die älteste Tochter Friedrich Wilhelms III. den drittältesten Zarensohn Großfürst Nikolai geheiratet. Bei einem Besuch hatte der König 1818 von der Begeisterung seiner Tochter für ein „Russisches Haus“ erfahren und sich entsprechende Baupläne mitgeben lassen. 1819 ließ er nahe der Pfaueninsel ein entsprechendes russisches Blockhaus zu Ehren der Tochter und seines Schwiegersohns erbauen, das er diesem mit der Namensgebung (Nikolskoe = dem Nikolai gehörig) gewissermaßen schenkte. Vor dem Bau der Kolonie Alexandrowka bei Potsdam war Nikolskoe das wichtigste Zeugnis der Russlandverehrung. Der Leibkutscher war Iwan Bockow, ein Russe. Die Tochter des Königs Charlotte war seit 1825 Zarin Alexandra Feodorowna. Möglich also, dass über diesen Weg die Fischsuppe in die Region kam.

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