Deutsche historische Genusswelt

Culinary History der deutschen Küche

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Sophia Maria Schelhammer


  • Schelhammer, Maria Sophia *getauft 9.9.1647 in Helmstedt , gest. 1719 in Kiel
  • Tochter von Hermann Conring und Anna Maria Stucke (10.05.1616 - 01.11.1694)

Von der Ehefrau des Arztes Günther Christoph Schelhammer, den sie 1679 heiratete, sind zwei Küchenbücher erhalten. »Die wol unterwiesene Köchinn« und »Der wohl-unterwiesenen Köchinn Zufälliger Confect-Tisch«.

Maria Sophia war die Tochter des Polyhistors und Helmstedter Professors Hermann Conring und dessen Ehefrau Anna Maria Stucke (1616–1694). Conring war Leibarzt der Königin Christina von Schweden, dänischer Staatsrat und Leiter des bremen-verdischen Archivs in Stade. Maria Sophia erhielt für eine Frau ihrer Zeit eine hervorragende Ausbildung, unter anderem sprach sie perfekt französisch. Dies ermöglichte ihr, Bücher in der Originalsprache zu lesen. Zu den ausgewählten Schriften gehörte auch der Klassiker der französischen Küchenkunst „Der französische Koch und der französische Becker“ von Nicolas de Bonnefons, den später dann auch Amaranthes bemühte. In ihrer Dissertation „Translatorische Wirkung“ hat sich andrea_wurm von der Universität des Saarlands sehr intensiv mit der Übersetzungsgeschichte von Kochbüchern der Neuzeit auseinandergesetzt und nachgewiesen, dass auch das Kochbuch der Maria Sophia Schelhammer, wie diverser anderer Autoren dieser Zeit, stark von dem französischen Klassiker beeinflusst war.

Das »Confectbuch« hat wenig mit Confect in unserem Verständnis zu tun. Wer Pralinen erwartet, muss andere Bücher lesen. Auch in diesem Buch hat Maria Sophia bei Bonnefons reichlich zugelangt. Es geht in diesem Buch natürlich schon um Zucker, doch mehr um die Apothekerkunst, die zur damaligen Zeit allein berechtigt war Gesundheits-Confect herzustellen.

Ob sich Maria Sophia zu der genialen Hausmutter entwickelte, die man ihr unterstellt, lassen wir offen. Nach dem Tod seines wohl wichtigsten Auftraggebers, dem Herzog von Gottorf, geriet der Mediziner Schelhammer in ein finanzielles Desaster. Er wurde eines der prominentesten Opfer der gottorfschen Reformen, die von Georg Heinrich von Görtz ambitioniert durchgesetzt wurden. Inwieweit es hier persönliche Gründe seitens Görtz gab, ist schwer recherchierbar. Aus dem Briefwechsel mit Leibnitz wissen wir, dass die Familie Schelhammer fast verarmt war, und nur durch finanzielle Hilfe ihrer Verwandten und Freunde überleben konnte. Insbesondere Marias Schwester Elisa von Reichenbach half ihrer Schwester durch literarische Aufträge.

Reinhard Peesch schreibt: Schelhammers Publikationen von 1697 und 1699 seien eines der ersten deutschsprachigen Kochbücher, die sich klar an ein bürgerliches Publikum wandten. Das stimmt so nicht. Bereits Anna Wecker, Sabina Welser, das Nürnberger Kochbuch, alle vor Schelhammer, und von Frauen gemacht, richteten sich an die bürgerliche Elite, was auch im Text klar zur Aussage kam. Anna Wecker betonte mehrfach, dass ihre Rezepte nicht für Bauern seien. M.S. Schelhammer war eine hochgebildete Frau und sehr bewandert in der französischen Sprache. Sie tat das, was alle anderen, die nicht kochen konnten auch taten, sie schrieb ab. Es war die Zeit, wo man sich bemühte Deutschland kulinarisch zu französisieren. Man kann Schelhammer und ihre Autorenkollegen durchaus als Botschafter einer neuen Küchenkultur bezeichnen.

Alle diese Kochbücher richteten sich an eine bürgerliche Elite. Hier muss der Begriff „Bürger“ genauer definiert werden. Bürger zur Zeit dieser Kochbücher gehörten zur Elite, waren vermögend, haben sich ihren Status kaufen können, wenn sie nicht hineingeboren waren. Sie verfügten pflichtschuldigst über Grundbesitz, ohne den man kein Bürger war und wurde. Dieses Bürgertum waren reiche Händler, Handwerker und gut gestellte Beamte. Wir sprechen hier von Leuten wie den Fuggers und Welsers. Auch Maria Sophia Schelhammer sprach kein anderes Publikum an. Die kleinen Bürger hätten sich niemals all das leisten können, was sie forderte. Für ihren Confect-Tisch mussten kostspielige Formen und Model her, Kupfergeräte, teure Küchengeräte. Und die Zutaten selber warf den „bürgerlichen“ Frauen auch kein Krämer nach.

Nach dem Tod von Maria Sophia wurde der Druck des Kochbuches in Berlin besorgt und marketingträchtig umbenannt. Es wurde zum „Brandenburgischen Kochbuch“. Der Bezug des Inhalts zu Brandenburg erschöpft sich allerdings in Teltower Rüben.


gastrosophische_Literatur Maria_Sophia_Schelhammer Kochbuch

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