Michael de Leone wurde um 1300, vermutlich noch vor 1300 in Mainz oder Köln, geboren. Sein Vater war der Advokat Conrad Jude von Mainz. über die Mutter Michaels ist nichts bekannt. Zur religiösen Herkunft Michaels gibt es keine eindeutigen Aussagen. Betrachtet man den Wappenstein Michaels, der nach seinem Tod von der Familie gestiftet wurde, ist Jude von Mainz wörtlich zu nehmen. Hier streiten sich die Historiker. Wer sich in die Geschichte der Juden von Mainz einliest, der wird feststellen, dass sie lang ist.
Man darf als gesichert annehmen, dass die Familie Jude von Mainz und die Kölner Familie Jude zusammen gehörten.
Conrad Jude hatte 3 Söhne. Den Erstgeborenen Konrad, Michael und Peter, der in Würzburg geboren wurde. Aufgrund des großen Altersunterschieds der Kinder ist zu vermuten, dass Vater Conrad 3 Ehen geschlossen hat. Zur Zeit des Mittelalters nicht ungewöhnlich. Oft starben die Frauen bei der Geburt der Kinder.
Vater Conrad war Lizentiat der Rechte. Seinen Abschluss hatte er wohl in Heidelberg erworben. In Mainz war Vater Conrad unter anderem auch Vogt derer von Katzenelbogen. Inwieweit er mit den Ministerialen der Jude von Mainz verwandt war lässt sich nur schwer ergründen. Zu vermuten ist auch, dass Vater Conrad ein Deutschordensritter war bzw. ein Templer, auf jeden Fall aber ein Ritter. Karl Menzel, Wilhelm Sauer hinterließen uns 1886 folgenden Vermerk: - …» Die Witwe Cunegundis Graifenklau verkauft dem Domdechanten und Domcapitel zu Mainz eine halbe Zulast Wein von dem Zehnten zu Lorch, mit welchem Ritter Conrad Jude von Mainz von der Domprobstei belehnt worden war. «
Die letzte Erwähnung Conrad Judes in Mainz erfolgte 1297. Höchstwahrscheinlich haben die Verwicklungen in dem Streit zwischen Stadt und Bischof Conrad zum Weggang von Mainz veranlaßt. Aus späteren Niederschriften des Biografen de Fries könnte Conrad nach Köln gegangen sein, um dann nach 1300 in den bischöflichen Dienst in Würzburg einzutreten.
Im Mittelalter war es üblich, dass die Familien höheren Standes ihre männlichen Nachkommen zuerst im Kirchenumfeld zu platzieren suchten. Die Tätigkeit versprach der Familie Ansehen. Konrad jr. wurde ca. zwischen 1280 und 1285 in Mainz geboren. 1304 begann er sein Studium der Rechte in Bologna. Für die Kosten kam Vater Konrad alleine auf. 1330 war Konrad Jude von Mainz als Advokat am Offizialat (QFW 14 Nr. 149) und als Offizial des Domprobstes bezeugt. Alle Urkunden bezeugte Konrad mit seinem Geburtsnamen. Sein Todesdatum war der 3.7. 1345.
Auch Michael studierte in Bologna ohne Pfründe. Im Gegensatz zu seinem Bruder studierte er beide Rechte, weltliches und Kirchenrecht. Er studierte von 1324 bis 1328. Bereits nach erfolgreichem Studium war er ab 1328 Advokat am Offizialat und öffentlicher kaiserlicher Notar.
Am 7.Juni 1336 bezeugte Michael erstmals als bischöflicher Protonotar (oberster Schreiber) und letztmalig am 8.10.1348 lt. Würzburger Urkundenregister.
1332 kaufte Michael mit seinem Vater den großen Löwenhof in Würzburg. Bis zu diesem Zeitpunkt lebte die Familie im Kasteler Hof Martinsgasse 371, später #21, auf dem Gelände der Franziskaner. Der Kasteler Hof wurde vom Grafen Kastel an den Bischof gegeben und dieser gab ihn an die Deutschordensritter weiter. Der Kasteler Hof ist kein Beweis, dass Vater Conrad ein Deutschordensritter war, legt jedoch die Vermutung nahe.
Der Letztgeborene war Peter Jude von Mainz. Die erste Erwähnung Peters ist aus dem Jahr 1318. Peter ging nicht den Weg seiner Brüder, er erwarb die Bürgerrechte in Würzburg. Über Peter ist wenig bekannt, nicht einmal ob er verheiratet war. Was man jedoch weiß ist, Peter hatte einen Sohn Jakob. Jakob wurde 1347 von Michael als Erbe des Hofes eingesetzt.
Die Geschichte des Löwenhofes bis zu seinem Verkauf um 1400 ist ebenso interessant wie die Geschichte der Familie Michaels. Eigentlich hatte Michael nie vorgesehen, dass der Hof aus den Händen der Familie ging, er hatte jedoch auch sicher nie gedacht, dass schaurige Ereignisse seine Familie zerschlagen würde.
Warum Vater Conrad und Michael den Löwenhof kauften ist nicht bekannt. Offensichtlich gab es da noch ein Hintergrundproblem, denn Konrad jr. klagte gegen Vater und Bruder wegen des Hofes.
Durch die Dominicaner Gasse (vormals Löwengasse) von der Augustiner-Kirche getrennt, lagen die Hofe Nr. 240. ›Zum Küttenbaum oder Leinach‹ Nr. 241. ›Zum großen Löwen‹ oder zur großen Katze; Nr. 242. ›Zum kleinen Löwen‹ oder zur kleinen Katze, von welchen Ersterer und Letzterer früher von weiblichen Beguinen bewohnt worden war.
Nach der Erzählung des Chronisten Fries bildeten diese drei Häuser zusammen in den ältesten Zeiten einen einzigen großen Hof, genannt zur Katze. Ein Kammerherr des Bischofs Hermann I., mit Namen Löwe, seiner vielen treu geleisteter Dienste wegen zum Ritter geschlagen, kaufte das Anwesen und benannte es in Löwen-Hof um. Auch die Straße an dem Gebäude entlang, bisher Torenbühel genannt, hieß nunmehr Löwenstraße. Derselbe Ritter erbaute auch dem Dorf Thüngersheim gegenüber, ein kleines Schloß, die Löwenburg, und auf dem Roßberge, unweit des Schenkenschlosses, den Löwenhof. Auch erlangte er das dem Bischöfe durch des Hofschultheissen Konrad Tod heimgefallene Hofschultheißen-Amt und das Gericht in der Vorstadt Pleichach als Eingehör seines Hofes verliehen.
Des Ritters Löwe einzige Tochter heiratete den Adeligen Hundkelin und brachte diesem den Löwenhof zu. Die Löwenburg und der Löwenhof auf dem Roßberg dagegen fielen als Mannlehen wieder dem Bischof anheim. Hundkelin ließ die Bauten des Hofes gänzlich verändern und veräußerte den großen Löwenhof, den dazu gehörigen Garten samt dem an dessen vorderer Seite befindlichen Hause, Küttenbaum genannt, sowie den unteren, neben dem Danielshof gelegenen Teil, den kleinen oder Frauen-Löwen, letzteren als Vermächtnis an das Dominikaner-Kloster. Aus dem Urkundenbuch der Stadt Würzburg geht hervor, dass Michael Hundkelins in mancher Angelegenheit vertrat.
Der ursprüngliche große Löwenhof wechselte im Verlaufe der Zeit häufig seinen Besitzer:
1323 verkaufte Conrad Schönthal mit Zustimmung seiner Gattin Margart und seiner fünf Söhne den Hof um 208 Pfund Heller an den Chorherrn Nicolaus von Burgheim aus Neumünster.
Aus dessen Händen kaufte 1332 für den Preis von 250 Pfund Heller Michael Jud von Mainz, Sohn des Mainzer, nach Würzburg übergesiedelten Rechtsgelehrten Conrad Jud.
Michael restaurierte das Gebäude, ließ oberhalb des Portales einen Löwen aus Stein hauen und benannte sich selbst nach seinem Besitztum vom Löwen, »de Leon«.
Michael vermachte den Hof dem Sohn seines Bruders Peter, Jakob, welcher ein Mitglied des Unteren Rates war und bei der von den Bürgern gegen den Bischof Gerhard angezettelten Empörung als Haupträdelsführer beteiligt. Nach der Schlacht bei Berchtheim im Januar 1400 wurde sein Leben auf dem Rad beendet. In diesem Zusammenhang wurde sein Besitz vom Bischof eingezogen - der Löwenhof.
Laut Fries Erzählung soll hierauf der Löwenhof dem Fiscus anheimgefallen sein und vom Bischof Johann von Eglofstein zum Musensitz der 1402 gegründeten Universität bestimmt. Eine Nachricht, mit der eine Urkunde aus 1403 im Widerspruch zu stehen scheint. Am Freitag vor Ostern 1403 hat der Sohn Jakobs, Michael vom Löwen und seine Gattin Margaret, diesen Hof dem Chorhern Arnold Hertwig im Neumünster für 320 Gulden verkauft.
Nach einem andern Dokument wird der erwähnte Hertwig von dem Commentur des St. Iohanniterhofes zu Würzburg am 21. April 1412 mit dem Löwen Hof unter der Bedingung belehnt, der Johanniter Commende den herkömmlichen jährlichen Zins von 15 Denaren zu entrichten.
Der kleine Löwenhof und der Quittenbaum hatten eine andere Bestimmung. Sie wurden den Beguinen zur Verfügung gestellt.
Gemäß Michaels Bestimmung in seinem Testament von 1347 sollte das »Hausbuch« seinen Hof nie verlassen. Die Geschichte bestimmte anders.
Michael de Leone legte für seine Familie ein »Hausbuch« an, dass aus 2 Teilen bestand. Im 1. Buch hinterließ er seine Familiengeschichte, die mit dem Buch verschollen ist. Der 2. Teil, welchernoch erhalten ist, wurde zu einem Kulturerbe. Bestandteil dieses 2. Teils ist auch das uns beschäftigende „Buch von guter Speise“.
Im Zusammenhang mit dem Hausbuch wird oft die Frage diskutiert oder überhaupt gestellt, wer war der Auftraggeber zur Anlage des Hausbuches. Für mich gibt es nur eine logische Antwort: Der Eigentümer des Hofes, Michael de Leone. Auch wenn es 8 Schreiber gab, die an dem Buch arbeiteten, u.a. auch Michael selber, so konzipierte es doch wohl nur Michael de Leone. Dass sich bei so vielen Schreibern manches verselbstständigt, ändert nichts an der Sache an sich. Es war Michaels Anliegen, es war Michaels Konzept.
Zu einem gehobenen Haushalt gehört auch ein „Kochbuch“, richtig gedacht. Michael war Patrizier, sein Vater ein Ritter, vermutlich Deutschordensritter, möglich auch im Zusammenhang mit seiner Familie ein Ministeriale. Wie passen die Speisen da rein? Wo stammen sie her? Peters Sohn Jakob, der spätere Erbe des Hofes hatte in die Familie vom Rebstock eingeheiratet. Die Rebstocks hatten diverse Gasthöfe. Das Buch von guter Speise wurde hinter den Küchengedichen des »König vom Odenwald« angelegt, vermutlich ein Angehöriger der Schenk von Erbach, hier Johann II. Domherr zu Mainz und Würzburg. Die Person, die sich hinter dem „König“ verbarg, war gut gebildet und hatte sich um gesellschaftliche Probleme bekümmert. Michael de Leone war mit diesem Spielmann gut befreundet.
Die Handlungsanweisungen im Buch der guten Speise entsprechen wohl durchaus der sozialen Stellung von Michaels Familie. Ritter, Ministeriale, Adel, Klerus. An Zutaten finden wir Reis, Mandeln, Obst vom Baum. Importgewürze, Zucker, Rosenblüten und Violen. Mit dem Blamensier, noch kein Blancmanger, dem Reispudding und anderen edlen Süßspeisen unterstreicht Michael den sozialen Stand, aber geht auch auf die Diätik seiner Zeit ein.
Das Buch der guten Speise besteht zwar aus zwei Teilen mit rund 100 Handlungsanweisungen, die jedoch auf die Hälfte reduziert werden müssen. Offensichtlich ist der zweite Teil eine Kopie des ersten Teils. Die Handlungsanweisungen entsprechen durchaus der Sprachgewohnheit des Mittelalters. Minimalistisch. Leider ist es mitunter sehr schwer, das eigentliche Gericht dahinter zu entschlüsseln.
Das Hausbuch war mit dem Einzug des Hofes durch den Fiskus zunächst verschwunden. Mich bewegt die Frage, wie ist es dann möglich, dass ein Teil der Kochanweisungen im Deutschordensritter=Kochbuch auftauchen, im rheinfränkischen Kochbuch, in den Kochanweisungen des Klosters Mondsee und diversen anderen. Der 2. Teil des Hausbuches tauchte erst mit Johann Egolph von Knöringen (geb. Juli 1537 † Juni 1575 zu Dllingen) wieder auf. Es heißt, dieses Hausbuch war seit 1400 verschwunden. Im Rückschluss stellt sich die Frage, wo lagerte es, um so reichlich kopiert werden zu können? Weiter drängt sich die Frage auf, wo war der Ursprung des Buches von guter Speise? Bei den Ordensrittern oder waren diese zeitweise im Besitz des Hausbuches? Meine Recherchen im Archiv der Deutschordensritter haben darauf keine zufriedenstellende Antwort gegeben. Zwar kann man sich in Einkaufslisten viel hineindenken, doch Wahrheiten findet man nicht. Leider habe ich keine Speisepläne gefunden, die eine erschöpfende Auskunft hätten geben können.
Die Handlungsanweisungen in den anderen Büchern des 15. Jahrhunderts wurden kompiliert, was interessant ist. Die Schreiber bemühten sich um eine klarere Ausdrucksweise.